Dienstag, 22. April 2008

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5. Rundbrief: Der Abschied April 2008

Sehr geehrte UnterstützerInnen, liebe Familie, Freunde und interessierte Leser,

ich hoffe sehr, dass sie und ihren lieben sich in den letzten 18 Monaten an guter Gesundheit und Zufriedenheit erfreuen konnten.

Für mich waren die letzten 1 ½ Jahre eine der lehrreichsten und schönsten Zeit meines Lebens. Dessen Ende ich einerseits schwer und traurig aufnahm, aber anderseits mit gossen Zukunftserwartungen entgegen ging.

Die Wochen davor waren voll mit Gefühlsschwankungen und Dingen, die noch erledigt werden mussten.

Für meine Mitarbeit in der Dorfschule wurde mir herzlich mit einem extra Schulfest gedankt.

Vorfuehrung

Ein spezieller Gottesdienst mit Gedichten, Tanzaufführungen, Gesang und Danksagung verschiedener Schüler wurde abgehalten. Gerührt verließ ich die Kirche um meine letzte Nacht im Kinderheim zu verbringen.

Tanz

Am morgen bereiteten meine Kolleginnen und ich ein besonderes Frühstück (mit Nutella, Kakao, Pfannkuchen und Fruchtsalat mit Eis) vor. Die Kinder waren begeistert und nach weiteren kleinen Abschiedsaufführungen musste ich mich auf dem Weg machen. Der Abschied fiel mir sehr schwer, die gossen traurigen Augen und die unzähligen Fragen, wieso ich denn nicht einfach hier bleiben könne, belasteten mich sehr.

Besonders das Gefühl plötzlich die Kleinen nicht mehr täglich zu sehen und im Heim zu arbeiten, stimmte mich nachdenklich.

Trotz der geliebten Wochen, muss ich zugeben, dass der Heimalltag durchzogen war von schweren Problematiken. Die chaotische Struktur, die den Kindern keinen Halt gab. Das komplizierte Verhältnis zwischen Direktion und Arbeiterschaft, die eine gesunde Mitarbeit des Personals oft verhinderte, beschränkte oder gar unmöglich machte. Den unzähligen Mängel in Schule und Heim, wodurch keinem die nötige Aufmerksamkeit geschenkt werden konnte. Die ungewisse Zukunft der Kinder, die teilweise in zweifelhafte Familienkombinationen zurück gegeben werden oder bei denen die Altersgrenze immer näher rückt, und ma immer noch keine genaueren Pläne hat. Die schlampige Politik des Ministeriums, die uns oft genug an die Grenzen der Geduld brachten. Und noch so viel mehr....

Während meiner Dienstzeit belastete mich das Gefühl nicht wirklich etwas gegen die essentiellen Probleme ausrichten zu können. Doch das jetzige Gefühl, alle Heimbewohner mit der riesen Last alleine zu lassen, scheint noch viel schwerer zu ertragen.

Feier

Dennoch blicke ich auf eine Zeit, voll gepackt mit wunderschönen Erlebnissen, Begebenheiten und Lernerfahrungen, zurück. Die ich trotz aller Schwierigkeiten und auch traurigen Erlebnissen, nie missen möchte.

Ich hoffe auch diesmal ihr Leseinteresse zu wecken, bei meinem fünften und zugleich auch letzten Rundbrief.

Anregungen und Kommentare sind mehr als willkommen! Die persönlich müssen sich jedoch noch ein wenig gedulden. Mit dem zurück kommen darf ich mir nämlich glücklicherweise noch ein wenig Zeit lassen, und muss somit erst Mitte Juli die Heimreise antreten.

Bis dahin, Viel Spass und Hasta Pronto!
Ihre Sophie Streck


Der-Abschied

Zwei Nachbarn- zwei Welten

Nach Dienstende begleitete ich meine Mutter nach Costa Rica. Mit dem Bus überquerten wir die Grenze und schon vom Fenster aus zeichneten sich die markanten Unterschiede ab. Wunderschön angelegte Gärten, gut ausgebaute Straßen, sauber und ordentliche Dörfer, moderne Autos und luxuriöse Autobusse.

Angekommen in San Jose, der Hauptstadt kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Unser Hotel lag gegenüber dem wunderschönen Nationaltheater, mitten im Stadtzentrum. Unzählige Menschen tummelten sich in den verschiedenen Einkaufsstraßen, besuchten mehrstöckige Kaufhäuser oder international bekannte Restaurants.

Für uns eigentlich nichts besonderes, aber nach 18- Monate Nicaragua Erfahrung- überwältigend! Nichts ist vergleichbar mit dem komplizierten, heißen, schmutzigen und stickigen Straßennetz von Managua. Ein wirkliches Stadtzentrum existiert dort nicht. Angst vor Überfällen, große Entfernungen, halsbrecherischer Verkehr und Arbeitsstress hält die Einheimischen fern von den Straßen. Armut, Müll, Gestank, gelbe Staubflächen und vergitterte Häuser stellen das Stadtbild.

In Gedanken vergleiche ich das Gesehene mit Nicaraguanischen Erzählungen „Costa Rica ist wohlhabend, die haben keine Probleme mit Armut“, „da gibt’s doch viel zu viel Tourismus, die haben ihr Land an die USA verkauft“, „die Einheimischen sind unfreundlich!“, „wegen der Arbeit bin ich dort, wir erledigen die Drecksarbeit, verdienen besser, werden jedoch behandelt wie die letzten.....“

Doch auch von den „Ticos“ (Einheimische in Costa Rica) spürt man den Nachbarhass deutlich „die leben doch wie in Afrika“, „deren Präsident ist der größte Voll-Idiot, sie sind selbst Schuld an ihren Problemen“, „die bekommen nichts gebacken, deshalb kommen sie alle hier her zum arbeiten“, „sind doch immer nur am streiten, lästern und Unruhe stiften...“

Viele Ticos schauen mich verwundert an, wenn ich von meinen 18 Monaten berichte. Für sie unverständlich, die meisten trauen sich noch nicht mal für ein paar Urlaubstage in das chaotische Gebiet. Genüsslich fragt man mich über die vielen Problematiken des Landes aus und fühlt sich schnell in der eigenen Meinung bestätigt.

Costa Rica und Nicaragua stehen schon seit Jahrzehnten auf dem Kriegspfad, so wie meistens fand auch dieser Streit seinen Anfang mit Grenz Unklarheiten. Über die Jahre verstärkte er sich durch Kulturunterschiede, Einwanderungsproblematik und einseitigen Wirtschaftswachstum. Wer Recht oder Unrecht hat, möchte ich mir nicht zutrauen zu urteilen.

Doch in einem muss ich Costa Rica Recht geben, sie können stolz auf sich sein! Das kleine Land ist das reichste von Mittelamerika. Der Tourismus, als wichtigste Einnahmequelle, wurde schnell erkannt, perfekt ausgebaut und treibt das Land seither steil nach oben. Ticos blicken auf eine ordentliche Geschichte, mit wenigen Skandalen und einer guten Politik zurück. Sie sind führend in der Ökoenergiebeschaffung, müssen sich weder mit Wasser- noch Energiemangel abgeben. Sie besitzen eine gute Infrastruktur, eine angesehene Mindestlohngrenze, die Erziehung und Bildung ist vorbildhaft, die Bevölkerungsarmut ist eingeschränkt, und vieles mehr.

Nun sitze ich in einer dieser perfekt angelegten Hotelanlage und denke zurück an mein zwar chaotisch, jedoch geliebtes Nicaragua.

Schon die ersten Eindrücke in Costa Rica stimmten mich traurig. Für mich ist Nicaragua immer etwas ganz besonderes gewesen. Die atemberaubende Natur, die aktiven Vulkane, die unvergleichbare Artenvielfalt von Flora und Fauna, die interessante Geschichte, die speziellen Sitten und Bräuche, die wunderschönen Kolonialstädte, die herzlichen Menschen und noch soviel mehr was ich in 18 Monaten entdecken durfte.

Costa Rica ist der direkte Nachbar von Nicaragua, die Beschaffenheit der Länder ähnelt sich sehr. Costa Rica hat sich durch die Jahre in ein Tourismus Paradies entwickelt, viele Einheimische sprechen Englisch, man entwickelt sich Energie technisch weiter und das wichtigste die Menschen haben eine Arbeit! Nicaragua ist von einer solchen Entwicklung jedoch weit entfernt. Zu schwer lastet die Geschichte auf der Bevölkerung, zu groß sind die Skandale und Korruptionsfälle der Politiker. Armut zieht Missmut und Verbrechen mit sich. Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit äußert sich in völliger Vermüllung und Vernachlässigung gegenüber der Landschaft und dem Trinkwasser. Zukunftsüberlegungen und klares Denken versinken im allgemeinen Unglücks glauben. Bodenschätze werden ausgebeutet, zurück gebliebene Landschaften werden vernachlässigt oder zerstört. Besondere Tierarten gelten als Delikatessen, werden ausgerottet, nicht geschützt.

Wenn man Costa Rica sieht ist es schwer zu begreifen, wieso der Unterschied zwischen den Beiden so enorm sein muss. Doch vielleicht bleibt auch Hoffnung, dass Einestages über die Revalitätskämpfe hin weggesehen werden kann und man sich gegenseitig nach vorne hilft.

Ochsenkarren

Abschlussbericht

Im Gegensatz zu meinen vorherigen Berichten habe ich diesmal den Schwerpunkt auf eine allumfassende Beschreibung meiner 18-monatigen Tätigkeit gesetzt. Die Hauptaktivitäten teilte ich in Abschnitte ein und konzentrierte mich bei jedem einzeln auf Erfolge, Rückschläge und Veränderungen. Zusammenfassend möchte ich sagen, daß der Austausch für mich äußerst erfolgreich war und unvergesslich in meinem Herzen bleiben wird.


Beschreibung der Tätigkeit

Kinderbetreuung ( Freizeitplanung, Seelischer Beistand, Unterstützung bei allgemeinen Heimaufgaben und Pflichten)


Meine Hauptaufgabe war, die Kinder im Alltag zu begleiten, Ihnen Hilfestellung zu geben und ihre freie Zeit sinnvoll zu gestalten.

Die besten Ergebnisse erzielte ich auf der Vertrauensbasis; hier konnte man schnell eine Verbesserung im Verhalten vieler Kinder entdecken. Besonders die vielen Freizeitaktivitäten (Gruppenspiele, Spaziergänge, Freizeit Angebote...) gaben ihnen Raum, sich zu entfalten und auszutoben, so das sie sich sowohl kreativ weiter entwickeln konnten, als auch ihre große Energie ausleben durften.

Als besonderen Erfolg auf der Freizeit ebene empfand ich es, als einige Erzieher mich bei meinen Bemühen aktiv unterstützen und durch Eigeninitiative ein Weiterführen der neuen Angebote andeuteten. Leider konnte ich diese Entwicklung nicht bei allen miterleben. Einerseits aufgrund der großen Überbelastung nachvollziehbar, andererseits aufgrund der Wichtigkeit jedoch deprimierend.

Kreative Hochleistungen erzielte ich mit den Kindern bei vier großen Wandgemälden, die das Heim seither schmücken und bei wichtigen Fundraising Projekten, die in Deutschland und den USA auf großen Anklang stoßen.

Gemaelde

Bei gemeinsamen Aktivitäten war zusätzlich bemerkbar, dass Kinder lernten sich selbst mehr einzubringen, Ideen zu entwickelten und diese später gemeinsam mit der Gruppe durchführten. Auch deren unerschöpfliche Freude, an allen Angeboten teilzunehmen, bestätigte mich in meinem Handeln.

Durch meine besondere Rolle, als Freundin, bzw. große Schwester- Bezugsperson öffneten sich mit der Zeit immer mehr Türen. Die steigende Anzahl der Kinder, die freiwillig auf mich zu kamen um Rat zu suchen und diesen auch zu befolgen, bestätigte dies. Auch bei Ermahnungen und Hinweise hörten sie mit der Zeit schneller hin und befolgten die Anweisungen. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich die Freundschaftsbasis immer der Erzieherbasis gegenüber bevorzugt habe, so dass es mir teilweise schwer fiel Kinder zu ermahnen und diesem dann manchmal an Überzeugungskraft fehlte. Aber der Weg war von mir selbst gewählt und ich war immer dankbar für die Freiheit, teilweise anders reagieren zu dürfen.

Die enge Vertrauensbasis brachte jedoch auch Schwierigkeiten mit sich. Aufgrund der beengten Wohnsituation empfand ich es besonders schwer, Grenzen zu setzen. Trotz aller Liebe legte ich Wert auf das Einhalten von allgemeinen Heimregeln, versuchte den Kindern nicht zu viel Freiraum zu geben und das Vertrauen nicht überhand gewinnen zu lassen. Meine Kollegen halfen mir mit ihren Erfahrungen und Ratschlägen, die ich immer gerne annahm.

Ausflug-ans-Meer


Englischunterricht (Grundschule 6 Stunden pro Woche, 4 verschiedene Klassen)

Der erste Rückschlag kam prompt. Meine anfänglich hoch gesetzten Erwartungen zerplatzten bereits in den ersten Stunden.

Dennoch genoss ich das Schuljahr und versuchte das Beste aus allen Schwierigkeiten zu machen. Die schlechte Schulsituation forderte mich immer aufs Neue heraus. Ich verbrachte viel Zeit mit der Vorbereitung und Nachbereitung der Stunden. Mein Durchbeißen empfand ich als besonders wichtige Lernerfahrung und Entwicklung. Letztendlich bin ich stolz darauf, das Jahr kontinuierlich durch gezogen zu haben, und freue mich über die kleinen Ergebnisse die ich noch oft zu hören bekam!

Leider musste ich erfahren, dass die Mittel für einen professionellen Englischlehrer auch dieses Jahr fehlen, sodass der Unterricht auf ein Minimum reduziert, bzw. nicht mehr statt findet.

Betreuung von ausländischen Besuchern (Übersetzungshilfe, Unterstützung und Organisation von Ausflügen, Betreuung von Adoptionsfamilien)

Da das Heim viel ausländische Hilfe erhält und diese besonders aus den USA kommt, war die Heimleitung gern und oft auf meine Englischkenntnisse angewiesen. Ich unterstützte die Kommunikation zwischen beiden Gruppen gerne und mußte oft Informationen über das Internet austauschen. Bei Adoptionsinteressierten wurde ich schnell zur ersten Informationsquelle. Einige begleitete ich zu deren ersten Besuchen beim Anwalt. Zusätzlich durfte ich bei vielen Ausflügen mithelfen oder diese selbst organisieren.

Mit der Zeit wurde ich selbstbewußter und somit wurde auch meine Meinung öfters gefragt. Einerseits liebte ich die Besuche und den Austausch, andererseits wurde ich leider zu oft Zeuge von zweifelhafter oder gar schädlicher „Hilfe“. Zu viele Besuche, Geschenke und Versprechungen beeinflussten die Kinderherzen. Teilweise war es unerträglich für mich, einfach nur zuzusehen und die Veränderung der Kinder deutlich zu spüren. Zu oft musste ich falsches Umsetzen von hohen Spendengeldern und Korruption wahrnehmen.

Meine Beobachtungen bewegen mich noch heute und noch immer bin ich mir nicht richtig bewusst, wie ich mit allem umgehen soll. Ich bin dankbar für den intensiven Blick „hinter die Kulissen“ eines Entwicklungsprojekts und werde mein Bestes Versuchen, das Gelernte eines Tages richtig umzusetzen.

Während meiner Dienstzeit legte ich viel Wert auf Gespräche und Diskussionen zwischen allen beteiligten Parteien und auch wenn dies nicht immer möglich war, bzw. nicht so wie erhofft endete, bin ich dennoch zufrieden und glaube, dass ich Grund zum Nachdenken anregen konnte und bei einigen Veränderungen mit wirken durfte.

In der Zukunft möchte ich weiterhin aktiv bleiben. Und sowohl bei EIRENE, als auch beim deutschen Förderverein mein Engagement zeigen. Besonderen Wert lege ich auf eine intensive Zusammenarbeit mit dem deutschen Förderverein, indem man einen effektiveren Weg findet, wie man unterschiedliche Hilfe besser koordinieren und zusammenführen kann.

Portraits

Die Leitung über das Kinderheim trägt allein eine nicaraguanische Familie, die ihr Büro in Managua hat. Der deutsche Förderverein agiert rein aus Deutschland, und arbeitet mit dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. Dies bedeutet, dass die Ettlinger Freundschaftsbrücke das nicaraguanische Projekt (ein Kinderheim, vier Schulen und Unterstützung von 45 bedürftigen Familien) zwar finanziell unterstützt, jedoch Entscheidungen und Leitung rein von der nicaraguanischen Familie ausgeführt werden. Aufgrund der einseitigen Berichterstattung galt ich schon während meines Aufenthaltes als wichtige Informationsquelle. Ich berichtete über Veränderungen im Heim, Neulinge und deren Geschichten, besondere Ereignisse und Ausflüge und teilweise auch über meine Arbeit.

Aufgrund der Kulturunterschiede mußte ich mich jedoch stets mit Kritik zurückhalten. Das Bedürfnis, über die vielen Mißstände im Heim und besonders über die Probleme mit der diktatorischen Chefsfamilie zu berichten, konnte ich jedoch nur schwer zurück halten. Bei dieser wagen Andeutung muss ich jedoch die Problematik belassen, da alles andere den Rahmen dieses Briefes sprengen würde.

Mein eigentliches Ziel liegt in der Aufklärung des deutschen Vereins, wodurch ich mir eine Sensibilisierung erhoffe, sodass mein Dienst weiterführende Verbesserung mit sich bringt. Ich habe das innige Gefühl und den starken Willen, mich für meine lieben Kollegen einzusetzen und ihnen aus Ihrer derzeit vorherrschenden Misere der absoluten Willkür herauszuhelfen.

Auf ein qualifizierendes Studium freue ich mich sehr. Oftmals litt ich in meiner Position unter meiner Unkenntnis. Einerseits war ich von allen als gleichwertig anerkannt und geliebt, andererseits war ich nur eine Freiwillige ohne Ausbildung, die zwar Ideen mitbrachte, aber nicht über die Stellung und Macht verfügte, diese gezielt durchzuführen.

Allgemein muss ich aber die Zeit als wundervoll lehrreich beschreiben und besonders die intensive Heimzeit als unvergesslich. Im Team konnte ich mich perfekt einfinden und gewann mit der Zeit eine immer größerer Bedeutung in der Gruppe. Besonders das Verhältnis zu meiner Direktorin war unvergleichbar. Einmal lobte sie mich in hohen Tönen und sagte, dass sie an mir meinen neutralen Charakter am meisten schätzt. Er hätte ihr schon in so vielen Situationen die Augen geöffnet und den richtigen Weg gezeigt. In der gemeinsamen Arbeit zeigte sie mir oft ihr großes Vertrauen, so dass mir viele Extraaufgaben zugeteilt wurden, die sonst bei anderer Verteilung Streit und Eifersucht hervorgerufen hätte.

Von einem guten Verhältnis gegenüber der Chefsfamilie, die das ganze Projekt (Kinderheim, vier Schulen, Unterstützung von 45 bedürftigen Familien) von Managua aus leiteten, kann ich leider nicht berichten. Deren Desinteresse an meinem Dasein, oder besser am allgemeinen Dasein der Heimbewohner stimmte mich oft traurig. Zwar wurde meine Arbeit keineswegs von dieser Familie beeinflusst, doch das Leiden meiner Kollegen und das Ignorieren meiner Mitarbeit schmerzten mich oft. Trotzdem bin ich auch für diese Erfahrung dankbar, die mir die nicaraguanische Wirklichkeit gezeigt hat und mich vieles im Umgang mit dem dortigen Leben und dessen Schwierigkeiten lehrte.

Die Köchin

Den letzten Monat empfand ich als besonders schwierig und traurig. Das Erledigen von letzten Dingen strengt mich an. Ich war oft müde. Wenn ich mit den Kindern zusammen war, musste ich stetig an den Abschied denken. Gedanken an deren Zukunft und Entwicklung, das Heim, die Kollegen, all deren Situation und Lebensumstände, uvm. verfolgen mich. Im letzten Monat wurde zwei meiner liebsten Kolleginnen gekündigt, die ich in meiner letzten Zeit stark vermisste. Zu gerne hätte ich sie in meinen letzten Wochen um mich gehabt. Zum Glück hatte ich die Möglichkeit, sie noch einige Male zu besuchen. Aber das war nicht mehr das gleiche, da wir vorher so lange, so eng zusammen gearbeitet hatten und ihnen ihre Lebensgrundlage auf einmal entzogen wurde.

Am 10. Februar verließ ich Nicaragua, um meine Eltern in Mexiko zutreffen. Der Abschied viel schwer, doch glücklicherweise wurde der Trennungsschmerz durch die Wiedersehensfreude ein wenig gelindert.

Nach meiner Rundreise durch Mittelamerika mit meinen Eltern werde ich noch einige Monate mit einer Freundin in Lateinamerika verbringen. Voraussichtlich werde ich Ende Juli zurückkommen und wenn alles klappt ein Studium im Oktober 2008 beginnen.

Vielen lieben Dank für ihre Unterstützung. Ich bin mir sicher, dass mein Einsatz einiges bewirken konnte und der Austausch auf Beiden Seiten unvergesslich bleiben wird. Mit meiner Entsendeorganisation EIRENE war ich außerordentlich zufrieden und möchte mich auch in deren Namen für Ihre finanzielle Hilfe aussprechen. In Zusammenarbeit mit EIRENE entschieden wir uns gegen eine Weiterbesetzung von Freiwilligen im Heim. Für mich eine schwere Entscheidung, die ich unendlich schade für die Kinder finde, jedoch wichtig aufgrund der vielen Problematiken die im Heim täglich stattfinden und noch keine Anzeichen auf Verbesserung zeigen.

Ich freue mich sehr, Ihnen bald persönlich von allem geschehenen Berichten zu dürfen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Sophie Streck – 2. April 2008

Trinkstelle

Anhang als PDF-Datei 5-Rundbrief (pdf, 2,424 KB)Anhang
weitere Infos unter http://www.eirene.org

Die Rundbrief 1 bis 3 sind auf dem Server gelöscht und sind über streck-hombergOhm@t-online.de zu beziehen.

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Homepage: www.sophiestreck.twoday.net
Email: sophiestreck@googlemail.com

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